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Die Engelsstimme


Roger Hodgson mit einem fulminanten Auftritt in der Stuttgarter Liederhalle

Roger Hodgson sorgte im Beethovensaal mit wunderschönen Supertramp-Balladen für Gänsehaut-Feeling.Foto: e
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Roger Hodgson sorgte im Beethovensaal mit wunderschönen Supertramp-Balladen für Gänsehaut-Feeling.


Stuttgart - Roger wer? Seinen Namen kennen viele nicht, seine Musik kennen Millionen. Spätestens als zum Konzertauftakt die ersten Töne seines Klassikers „Take the long way home” erklingen, weiß selbst der eher klassikorientierte Saaldiener in der Stuttgarter Liederhalle, wer dort oben am Keyboard sitzt: Roger Hodgson, der Mitbegründer und die Ex-Stimme der legendären Progressive-Rockband Supertramp, der Mann mit der hohen, fast engelsgleichen Stimme, dem langen Haar und dem unverwechselbaren Wurlitzer-Klang am gleichnamigen Piano.


Vokale Leckerbissen


Wenige Stimmen in der Popwelt haben einen so hohen Wiedererkennungswert wie die des Briten aus Portsmouth. Er ist einer der begnadetsten Komponisten und Songschreiber unserer Zeit. Hits wie „The Logical Song“, „Dreamer“ und viele andere mehr stammen aus seiner Feder. Den Radio-Hit „Give a Little Bit“ hängt Hodgson in einer betörenden Akustikversion gleich an den Opener an, bevor er die 1500 Fans mit der wunderschönen Gänsehaut-Ballade „Lovers in the Wind“ überrascht. Das Stück stammt vom 1984 erschienenen Debüt-Soloalbum „In the Eye of the Storm“, Hodgsons bestes Solowerk.


Die Bewunderung für den, ja fast Ehrfurcht vor dem Sänger, der aufgrund mäßigen Erfolges als Solomusiker stets mit dem Zusatz „Die legendäre Stimme von Supertramp“ angekündigt wird, ist während des zweistündigen wundervollen Stuttgarter Konzerts unüberhör- und unübersehbar. Schon als der leicht ergraute Hodgson, der aussieht wie der berühmten Berliner Kommune 1 von Rainer Langhans entsprungen, die Bühne betritt, jubelt das Publikum. Danach gibt es immer wieder Applaus bereits bei den ersten Takten. Viele Fans singen oder pfeifen mit deutscher Präzision und zur Freude des knapp 61-Jährigen einfach mit, wie bei „Easy does it“. Der Alt-Hippie lässt sie gewähren, lächelt ob der Vertrautheit, mit der die Fans ihre innere Nähe bekunden. Dabei sind die Supertramp-Zeiten schon lange vorbei, stieg der Engländer, der heute in Kalifornien lebt, doch schon 1983 bei der Supergruppe aus.


Musikalisch wie akustisch bekommen die Fans einen fantastischen Auftritt geboten. Das große Musik-Kino ist dramaturgisch bestens aufgebaut und bietet keinen Leerlauf wie das Konzert von Supertramp im vergangenen Oktober in der Schleyer­halle. Allein mit seinem virtuosen Mitstreiter, dem Multiinstrumentalisten Aaron MacDonald aus Kanada (Keyboards, Gesang, Saxophon, Mundharmonika und nicht zuletzt Flöten) erzeugt Hodgson eine überbordende Sound-Vielfalt und einen mächtigen Zauber rund um die vielen empfindsamen und verletzlichen Songs. Aber gerade durch die Reduktion der Instrumentierung arbeiten sie die Essenz der Songs brillant heraus. Auch deshalb klingen die poe­tischen wie die Gute-Laune-Stücke mit ihren Rhythmuswechseln und dem stakkatoartigen Pianospiel so seelenvoll perfekt. Hodgsons hohe Stimme ist dabei kraftvoll und klar, kein einziger falscher Ton gerät dazwischen - es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Trotz wunderschönen Interpretationen von „Hide in your shell“ oder „Breakfast in America“: Der Höhepunkt dieser kongenialen Kooperation ist unzweifelhaft „Fool‘s Ouverture” mit seinem minutenlangem Instrumentalpart und den markanten Glockenschlägen. Als Schlussstück des Hauptteils ist das Mini-Epos eine Offenbarung, für viele eine glückselig machende Erinnerung an ihre Jugend und der Beweis, dass Hodgson Herz und Seele von Supertramp war.


Ungebrochene Ausstrahlung


Kein spektakuläres Licht, keine Effekthaschereien, nicht einmal die spartanische, mit fünf Baumkübeln aufgemotzte Bühne lenken hier vom herausragenden Können der beiden Protagonisten ab. Hodgson hat in all den Jahren nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Viele zeitlose Songs kündigt der sympathische und spielfreudige Sänger mit Anekdoten an, von Teenagerzeiten bis hin zu den Liedern, die er ab 1984 geschrieben hat.


Zu zwei Dritteln zelebriert der Träumer teils bombastische Supertramp-Hits, trotzdem ist es verblüffend, wie Hodgson im Beethovensaal eine derart intime Stimmung erzeugt. Hier kommen ihm die immer wieder eingestreuten Solostücke zu Hilfe wie die folkige Ballade „Along came Mary“ von seinem bisher letzten Album „Open the door“ (2000) oder das bisher unveröffentlichte „The Awakening“, ein Stück über die Fähigkeit, vergeben zu können.


Wie im Fluge vergeht das Konzert, nach den drei Zugaben „Two of us“, dem gigantisch intonierten Supertramp-Meilenstein „School“ sowie dem Ohrwurm „It‘s raining again“ ist Schluss. Die Besucher verlassen mit einem Lächeln die Halle, in dem Bewusstsein, irgendwie doch ein Supertramp-Konzert erlebt zu haben - das weitaus schönere und bessere.

 

Artikel vom 11.03.2011 © Eßlinger Zeitung



The Angelic Voice

 

Roger Hodgson with a brilliant performance in the Stuttgart Liederhalle
Roger Hodgson provided in the Beethoven Hall with beautiful ballads for Supertramp goosebumps   Feeling.Foto: e
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Roger Hodgson provided in the Beethoven Hall with his beautiful ballads for Supertramp goosebumps experience.

Stuttgart
 - Roger who? Many do not know his name but millions know his music. We heard as the concert opener, the first notes of his classic "Take the Long Way Home." Roger Hodgson, the co-founder and ex-voice of the legendary progressive rock band Supertramp, the man with the high, almost angelic voice, the long hair and the unmistakable sound of the Wurlitzer piano.

 

Few voices in the pop world have such a high recognition value as that of the Brit from Portsmouth.  He is one of the most gifted composers and songwriters of our time.  Hits like "The Logical Song," "Dreamer" and many others are from his pen. The radio hit "Give a Little Bit" is a beguiling Hodgson acoustic version along with the beautiful spine-tingling ballad "Lovers in the Wind." The piece was published in 1984 and is from the debut solo album "In the Eye of the Storm," Hodgson's best solo work.

 

Vocal Delights

 

The admiration for and almost awe of the singer is apparent because the success as a solo musician is always announced by the words "The legendary voice of Supertramp."  The two-hour concert in Stuttgart was wonderful. Even as the slightly graying Hodgson, who looks like the famous Berlin Kommune 1 Rainer Langhans, enters the stage and the audience cheers. Then there is already applause from the first bars.  Many fans sing or whistle with German precision and to the delight of the nearly 61-year-old, as in "Easy Does It."  The Old Hippie can give them smiles with the familiarity which the fans express their inner feelings.  Here, the Supertramp-times are long gone but we have the Brit who now lives in California and left the group in 1983.  


Hodgson musically and acoustically gave the fans a fantastic performance. The big music concert is dramatically well constructed and offers no idle time as did the concert of Supertramp that was last October in the Schleyer Halle.  Alone with his virtuoso colleague, the multi-instrumentalist,  Aaron MacDonald from Canada (keyboards, vocals, saxophone, harmonica and flutes, not least), Hodgson produces an excess of sound variety and a powerful spell around the many sensitive and vulnerable songs.  But precisely because of the reduction of the instrumentation, they work out the essence of the songs brilliantly.  Even so, the poetic and the feel-good pieces sound with rhythm changes and the staccato piano plays so soulfully perfect.  Hodgson's high voice is powerful and clear, not a single false note falls in between - it is as if time has stopped.  Despite beautiful renditions of "Hide in Your Shell" or "Breakfast in America," the highlight of this congenial cooperation is undoubtedly "Fool's Overture," with its several minute long instrumental part and the striking bells.  As a final piece of the main part is the mini-epic of a revelation for many, happy-making memories of their youth and the evidence that Hodgson was the heart and soul of Supertramp.

 

Unbroken Appearance

 

Hodgson has over the years has lost none of his charisma.  Many timeless songs announced by the friendly and enthusiastic singer with anecdotes of teenage times, to the songs he has written since 1984.

 

It is amazing how Hodgson created such an intimate atmosphere.  Here he again and again performed solos such as the folksy ballad "Along Came Mary" from his latest album "Open the Door" (2000) or the previously unreleased "The Awakening," a song about the ability to forgive oneself.


The concert passed so quickly.  There were three encores "Two of Us,"  the gigantic milestone "School" and the catchy "It's Raining Again."  The visitors leave the hall with a smile, knowing that they have somehow seen a Supertramp concert - the far more beautiful and better.


News of 11.03.2011 © Esslinger Zeitung


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