By Christian Mückl


Roger Hodgson in der Meistersingerhalle

    

      Ein bisserl was geht immer noch

    

      Weiß der Geier, warum Popstars öfter mal vom Baum fallen. Rolling Stones-Gitarrist Keith Richards machte sich vor geraumer Zeit zum Gespött, weil er von einer Palme stürzte und sich die Rippen ramponierte. Davon kann auch Roger Hodgson ein Lied singen. Kam doch seine Solo-Karriere auch schon mal zum Erliegen, weil er in Kalifornien von einem Baum purzelte und sich beide Handgelenke brach.


      Was die Bodenhaftung auf der Bühne betrifft, besteht zumindest bei Hodgson bis auf weiteres keine Gefahr. Beim Konzert in der ausverkauften Nürnberger Meistersingerhalle bescherten ihm die treuen Fans gar einen so stürmischen Anfangsapplaus, als sei er nicht vom Baum gefallen, sondern vom Himmel geschickt.


      Ein kleines


      bisschen Liebe


      Hodgsons Messias-artiges Äußeres rundete die Erlösungshoffnung der Fans nach Jahren des Wartens ab – kommt doch der schlacksige 58-jährige im wallenden weißen Hemd und mit biblisch langen Haaren tatsächlich daher wie Jesus Christ Superstar. «Give a little bit of your love to me«: Musikalisch so sanftstimmig, hoch und klar, dürfte er als eine Art James Blunt für Reifere bei manchem weiblichen Fan den Mutterinstinkt aktiviert haben – während die Männer im Publikum nicht umhinkamen, bei diesem Soundtrack zu ihrer Jugend in den 70er oder frühen 80er Jahren wohlig im Sessel zu lümmeln.


      Hodgson macht weiterhin, was er am besten kann: Mit den Evergreens seines Lebens in die Ohren kuscheln. Und weil die Bandgeschichte von Supertramp nun mal beachtlichen Anteil an seinem Lebensglück hatte – obwohl er die Gruppe bereits 1984 verließ –, nahmen Lieder aus den gemeinsamen Jahren den größten Platz im Programm ein.


      Ein anderer Grund dafür ist wohl – oder übel? – , dass er mit seinen Solo-Projekten nie die Masse an Menschen beglücken konnte, die ihm wegen Supertramp bis heute an den Lippen kleben. Was die wenigen Songs aus der «Zeit danach« («Lovers in the storm«, «The more I look«) freilich um so mehr unterstreichen: Hodgson trug unverwechselbar zum Stil von Supertramp bei.


      Noch mehr erstaunte, dass Hodgson als Sänger, Gitarrist und Tastenmann zwar nur von dem jungen Multiinstrumentalisten und Sänger Aaron Mc Donald begleitet wurde – mit ihm aber ähnliche Soundwirkung erzeugte wie mit Supertramp, wo dafür die doppelte Anzahl an Musikern nötig war.


      Während die Fans eine Art Weihnacht in der Mainacht feierten und ihr Christkind Hodgson sie mit allerlei süßen Songs bescherte («Hide in your shell«, «Breakfast in America«, «School«, «Dreamer« «It’s raining again« etc.), lief das Ganze ob seiner nicht hinwegzujubelnden Kitschnähe trotzalledem Gefahr, einem auf den Magen zu schlagen. Ein ätherisch, keltisch angehauchtes Stück wie «Along comes Mary« aus dem jüngeren Solowerk sorgte da gerade noch rechtzeitig für Linderung.


      Wobei man Hodgson zugute halten muss: Er verteilte sein Zuckerprogramm in solch großer Freundlichkeit, dass man ihm wegen drohender Gesundheitsschäden genauso wenig böse sein konnte, wie man es auf die Bäckersfrau ist, die den Kindern zu viel Kekse zusteckt.


      Weil es gar so schön war, rannten zum Schluss die meisten nach vorne vor die Bühne, wo der der Sänger «Give a little bit« ein zweites Mal sang. Und weil «ein bisserl was« immer noch geht, wurde wegen des Ansturms gleich noch ein «Zusatzkonzert« für das kommende Jahr anberaumt. Im März 2009 ist Hodgson wieder in der Stadt.Christian Mückl

    

      27.5.2008

    




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